Alles andere als langweilig ist die Vereinigung der ehemaligen Flecken Osterholz und Scharmbeck im Jahr 1927. Die Scharmbecker wollten, die Osterholzer nicht. Dieser Bereich ist in der Geschichte bzw. in der Beziehung beider Orte sehr dynamisch. Keine Örtlichkeit in der Stadt hat sein Gesicht so stark verändert wie der Bereich rund um den Bahnhof.
Und war es doch der Bahnhof, der erstmalig beide Orte in einem Zusammenhang nannte. Die Bahnstrecke sollte zwar die Flecken erst einmal trennen, aber am Ende doch einen. Seit 1862 gibt es die Verbindung zwischen Bremen und dem heutigen Bremerhaven, dazwischen entstand der Halt Osterholz-Scharmbeck. Einige Jahre später wurde dann auch die Poststation Osterholz-Scharmbeck ins Leben gerufen, die gleich neben dem Bahnhof entstand, um genauer zu sein 1869.
Die Jahre vergingen bis es dann 1927 zu der Vereinigung Osterholz und Scharmbecks kam. Zwischenzeitlich siedelten sich zwei große Unternehmen längs der Bahnstrecke an, eine Schiffswerft und eine Stärkefabrik. Beide brachten hunderte Menschen in Lohn und Brot.
Landläufig heißt es heute, dass die Bahnstrecke zwischen Bremen und Bremerhaven die ehemalige Grenze zwischen Osterholz und Scharmbeck sei. Aber ist dem wirklich so? Der Bahnhof ist auf dem Fleckengebiet Osterholz gebaut worden. So verläuft auch der meiste Teil der Bahnstrecke auf Osterholzer Gebiet.
Der Bahnhof entstand auf Osterholzer Fleckengebiet, wie der Kartenausschnitt aus dem Jahr 1927, dem Vereinigungsjahr, zeigt.
So oder ähnlich wurden damals sicher auch Diskussionen rund um die Vereinigung beider Flecken geführt worden sein. Und die Auswirkungen sind bis heute noch zu spüren, knapp 100 Jahre danach. Beispiel ist die Diskussion, dass man Osterholz bei der Besiedelung von Einzelhandel fast außen vor lässt. Vielleicht so etwas wie Karma, das heute zurückschlägt, weil das damalige Osterholz ziemlich arrogant auf das Scharmbeck seiner Zeit geschaut hat und der Vereinigung bis zum Schluss nicht zustimmte.
Anmerkung: Wer sich zu diesem Thema mehr austauschen möchte oder einen anderen Beweis zur Hand hat, der das Gegenteil bezeugt, meldet sich einfach bei mir. 🙂
Moin Marcus!
Es ist ein Phänomen: Selbst als Zugezogener entwickelt man(n) in kürzester Zeit ein Gefühl der Zugehörigkeit. So betone ich immer wieder mit lokalem Stolz, dass ich in Osterholz und NICHT in Scharmbeck wohne. Doch es stimmt leider, dass die Infrastruktur in Scharmbeck deutlich besser ist. Dafür wohne und lebe ich in Osterholz umso lieber. Ich wage dieses Urteil, da ich vorher 7 Jahre in Scharmbeck gewohnt habe.
Gruß
Andreas
Moin Andreas,
danke für Deinen Kommentar, in dem ich erkenne, wie auch heute noch „die Grenze“ in den Köpfen vorhanden ist. Das finde ich sehr interessant. Geht es mir ja nicht anders, wenn ich sage, dass ich als in Osterholz Aufgewachsener in Scharmbeck im Kreiskrankenhaus geboren wurde. 🙂 Wichtig ist, dass wir diese Gedanken mit einem gewissen Humor verbinden. 😉
Viele Grüße Marcus